Giftdepot am Haus

Mehr als 75 Prozent aller gedämmten Fassaden sind von Algen- und/oder Schimmelbewuchs betroffen, wie Studien zeigen. Anders als massives Mauerwerk können sich die mit Dämmplatten beklebten Fassaden tagsüber nicht mit Sonnenwärme vollsaugen, um diese nachts abzugeben. So kühlen sie nach Sonnenuntergang schlagartig aus und sind länger feucht. Die Oberflächen gedämmter Fassaden bieten daher beste Lebensbedingungen für den unerwünschten Bewuchs.

Die hellen Punkte auf dem Schwarzschimmelbefall sind die Dübel, mit denen die Dämmplatten auf dem Mauerwerk befestigt wurden.
Die hellen Punkte auf dem Schwarzschimmelbefall sind die Dübel, mit denen die Dämmplatten auf dem Mauerwerk befestigt wurden.
Als Gegenmittel mischen die Hersteller von Farben und Putzen Fungizide und Algizide in ihre Produkte. Doch die Gifte können nur wirken, wenn sie wasserlöslich sind. Folglich werden sie mit dem Regen ausgewaschen. Schweizer Forscher haben ermittelt, dass der Großteil der Gifte nach spätestens fünf Jahren in Gewässern landet. Vor allem kleine Bäche seien zeitweise hoch mit Bioziden aus Fassaden belastet, sagt Irene Wittmer von der Eidgenössischen Anstalt für Gewässerschutz.
Irene Wittmer von der EAWAG nimmt eine Wasserprobe
Irene Wittmer von der EAWAG nimmt eine Wasserprobe

Sind die Biozide ausgewaschen werden die Fassaden schliesslich doch grün oder schwarz. Dann ist die Gewährleistungsfrist jedoch meist abgelaufen. Da die Schimmelsporen auch in die Wohnräume gelangen können, ist dies nicht nur ein ästhetisches Problem.

Die Algen fühlen sich auf feuchten Dämmfassade wohl
Die Algen fühlen sich auf feuchten Dämmfassade wohl

Auch für deutsche Gewässer stellen die ausgewaschenen Gifte ein großes Problem dar. Doch Bundesumweltminister Altmaier verweist lieber auf die EU, statt sich des Themas anzunehmen. Er scheint andere Prioritäten zu setzen.

http://www.ndr.de/regional/waermedaemmung197.html

Beitrag aus Panorama 3 vom 9.10.12

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